2021 wurden letztmalig drei Mitglieder der Big Band des Megina-Gymnasiums von der Vereinigung ehemaliger Schüler*innen geehrt. Das letzte öffentliche Konzert war im Dezember 2019 in Kottenheim. Im Schuljahr 2021/22 gab es keine Big Band mehr, weil zu wenige Schüler*innen ein erforderliches Instrument beherrschten oder weil einfach das Interesse fehlte. Im Schuljahr 2016/17 feierte die am längsten bestehende Schüler*innen-Band in Rheinland-Pfalz ihr 40-jähriges Bestehen. Der ehemalige Bandleader Gerd Schlaf war unserer Bitte gern nachgekommen, im ‚Jahresbrief 2016‘ als Gastautor die Big Band vorzustellen.

Wie feiert man eine 40-jährige Big Band Tradition im Hinblick auf die Zukunft?

Als langjähriger Leiter der Big Band danke ich dem Verein der Ehemaligen ganz herzlich für die Gelegenheit, im diesjährigen Jahrbuch über das Jubiläumsjahr und dessen Konzeption berichten zu dürfen. Es hat mich sehr gefreut, dass der Verein damit meine Idee maßgeblich unterstützt, dieses Jahr gänzlich im Zeichen der Nachwuchsförderung zu begehen.
Bevor ich aber meine Ideen zur Nachwuchsförderung erläutere, möchte ich zuallererst dem Menschen ganz besonders und herzlich danken, der diese großartige Tradition begründet hat, dem Menschen, ohne den es in diesem Jahr nichts zu feiern gäbe: Toni Becker

(Foto: privat)

Er hatte in einem relativ verstaubten schulmusikalischen Milieu der 70er Jahre, als man vornehmlich über die Verwissenschaftlichung des Faches Musik nachdachte, die grandiose Idee, eine Big Band zu gründen. Dem pädagogischen Mainstream der damaligen Zeit setzte er das praktische Musizieren von Jazz entgegen. Das kann man unter den gegebenen Umständen nicht nur als mutig, sondern man muss es wahrlich als eine Pioniertat bezeichnen, die mit großem Erfolg schließlich dann auch bundesweit – ausgehend vom Nabel der schulmusikalischen Jazzwelt Mayen – ihre Kreise gezogen und die Schulmusik nicht nur vom Kopf auf die Füße gestellt, sondern revolutioniert hat. Vermutlich hat Toni Becker mit seiner innovativen Tat die Schulmusik sogar gerettet. Daher kann sein Wirken gar nicht hoch genug geschätzt werden, und ich halte es für sehr wichtig, das immer wieder – gerade auch an dieser Stelle – zu betonen und zu würdigen. Im Unterschied zur Gründerzeit ist Jazz für heutige Jugendliche in der Regel genau so weit entfernt, wie damals die klassische Musik. Die Musik, die Jugendliche heutzutage hören und mit der sie sich vielleicht beschäftigen – das Spielen eines Instrumentes ist längst nicht mehr gutbürgerliche Selbstverständlichkeit – ist zunächst einmal nicht wirklich dazu angetan, eine Big Band Tradition weiterzuführen.
Daher ging es mir bei der Planung der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr von Anfang an darum, im Bewusstsein einer großen Tradition dieser eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen bzw. mit Tradition mutig die Zukunft zu planen und schließlich zu gestalten. Tradition zu feiern ist meines Erachtens zu wenig. Es muss vielmehr darum gehen, heutigen Jugendlichen Jazzmusik nahezubringen, sie dafür und für das Spiel in einer Big Band zu begeistern und ihnen schließlich alle denkbaren Anregungen und Hilfen, also ein Förderumfeld zur Verfügung zu stellen.

Lernen durch Vorbilder

Somit standen und stehen alle Veranstaltungen im Jubiläumsjahr unter der Maßgabe, etwas Zielführendes, Wohltuendes, Bereicherndes für die Zukunft der jetzigen und zukünftigen Big Band Mitglieder zu leisten. Da Jugendliche nicht allein aus der Begeisterung für eine Sache lernen, sondern Lernen sich sehr personenabhängig vollzieht, sind Vorbilder von unschätzbarem Wert. Heranwachsende bedürfen Helden, denen sie nacheifern können. Aus diesem Grund habe ich sehr schnell die Idee verfolgt, großartige Musiker, die aus der Big Band Tradition hervorgegangen und dem Jazz treu geblieben sind, dazu einzuladen, an ihre alte Schule zurückzukommen, um mit ihren Bands zur Freude der Mitglieder und ehemaligen Mitglieder der Big Band und natürlich der gesamten Schulgemeinschaft zu musizieren.
Ich freue mich sehr darüber, dass ausnahmslos alle angefragte  Ehemalige mit einer großen Selbstverständlichkeit meiner Einladung gefolgt sind. Somit konnten am 16. September und am 4. November dieses Jahres zwei Sonderkonzerte stattfinden, bei denen absolute Jazzgrößen mit ihrem Kommen einen unschätzbaren Beitrag dazu geleistet haben, Jugendlichen Jazzmusik nahezubringen und sie durch mitreißende musikalische Darbietungen auf höchstem Niveau für das Spiel in einem Jazzensemble zu begeistern.

Sonderkonzert am 16. September 2016

Was kann es Schöneres und Motivierendes für musizierende Schüler geben, als die Bereitschaft und die Zusage zweier international anerkannter, aus der Big Band Tradition hervorgegangener Jazzgrößen wie des zweifachen Grammy Gewinners Joachim Becker und des Jazzposaunisten Joe Wulf, an ihre alte Schule zurückzukehren, um gemeinsam mit ihren großartigen Formationen und der MGM Big Band ein Konzert zu geben.
Im Rahmen der Vorbereitung dieses Konzertes bedurfte es keiner gesonderten Motivation von Big Band Mitgliedern, keiner Aufforderung, sich angemessen vorzubereiten. Jeder war daran interessiert, an diesem Abend sein Bestes zu geben. Jeder wollte zeigen, was er bzw. sie zusammen mit allen anderen bereits zu leisten in der Lage ist, nicht zuletzt natürlich auch aus Respekt vor den anwesenden Jazzgrößen.

(Foto: Privat)

Und sie zeigten im wahrsten Sinne des Wortes, was sie „drauf“ hatten.
Da erklangen, mit großer Begeisterung und Spielfreude vorgetragen, Kompositionen wie „Birdland“, „Switch in Time“, „John Brown’s Other Body“, „Blue Skies“, „James Bond – Live and Let Die“, „Li‘l Darlin‘“, „Semi-Mental Journey“, „Sir Duke“ und „Hard to Handle“; und das Ganze mit tollen Solisten und Gesangseinlagen.
Die ‚RZ‘ schrieb: „Hatten die Gymnasiasten die Qualitätslatte in den letzten Jahren sehr hoch gehängt, so übersprangen sie diese Vorgabe an diesem Abend deutlich. Ihren kompakten Sound verfeinerten die Musiker mit viel Raffinesse.“ Professor Dr. Visser äußerte sich zu dem Auftritt spontan: „Wenn man hier zuhörte, hatte man nicht das Gefühl, hier spielen Schüler, sondern hier spielen Profis. Ein Ensemble wie aus einem Guss.“
Dann trat der zweifache Grammy Gewinner auf: Joachim Becker. Er war Gründungsmitglied der Big Band des Megina Gymnasiums im Jahr 1976 und Gründungsmitglied der Landesjugend Big Band Rheinland-Pfalz wenig später. Von 1981 bis 1986 studierte er an der Musikhochschule in Köln Jazzklavier. In der Folgezeit arbeitete er als freier Musiker in Bands und Studios, tourte durch Europa und trat später hauptsächlich als Musikproduzent in Erscheinung. Becker wurde als Produzent mit zwei Grammys für die Produktionen „Some Skunk Funk“ (mit den Brecker Brothers und der WDR Big Band) sowie „75th“ (mit Joe Zawinul und The Zawinul Syndicate) in den Kategorien „Best Large Jazz Ensemble Album“ und „Best Contemporary Jazz Album“ ausgezeichnet.

(Foto: Privat)

Für das Mayener Konzert hatte Joachim Becker Freunde aus „alten Zeiten“ eingeladen: Am Saxofon war Michael Villmow und am Bass Michael Schürmann zu hören. Paul Shigihara, Gitarrist der WDR Big Band und Hendrik Smock, einer der talentiertesten Schlagzeuger seiner Generation, komplettierten dieses erlesene Quintett. Seit 25 Jahren hatten diese Musiker nicht mehr zusammen musiziert. Sie zündeten jedoch das Glanzlicht des Abends und zelebrierten mit einer unfassbaren Leichtigkeit Stücke des amerikanischen Schlagzeugers Alphons Mouzon. Sie verzauberten auf nachhaltige Art und Weise das Publikum und raubten diesem mit grandiosen Soli – allen voran Joachim Becker – den Atem.
Joe Wulf und die Gentlemen of Swing bildeten den mehr als gelungenen Abschluss eines beeindruckenden Konzertes. Joe Wulf, der vor dem Konzert scherzte: „Der Täter kehrt immer an den Ort seiner Taten zurück“ begann bereits im Alter von neun Jahren Posaune zu spielen. Als Mitglied der Big Band des Megina- Gymnasiums Mayen gewann er mehrmals den ersten Preis des renommierten Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Er spielte in der Landesjugend Big Band und bei den Jazz Preachers in Köln, bevor er sein Posaunenstudium an der Musikhochschule Köln aufnahm. Seit 1992 leitet der sympathische Musiker zwei hochkarätige internationale Formationen: das Septett Joe Wulf & The Gentlemen of Swing und die Big Band Joe Wulf & His Orchestra.

(Foto: Privat)

Joe Wulf präsentierte sich mit 6 kongenialen Mitmusikern und drückte der Musik großer Jazzlegenden wie Louis Armstrong, Glenn Miller oder Benny Goodman seinen eigenen unverwechselbaren Stempel auf.
Wahrlich ein emotionaler Abend der Superlative. Das Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Eingangshalle des Megina-Gymnasiums dankte den Akteuren mit lang anhaltendem Applaus und natürlich „Standing Ovations“. Besonders der Gründervater, Toni Becker, war gegenüber „Blick Aktuell“ voll des Lobes: „Wir waren früher schon gut, ohne zu übertreiben, aber diese heutigen Musiker der Big Band, die sind noch viel, viel besser. Was der Gerd Schlaf daraus gemacht hat, das ist phantastisch, das ist phänomenal, ich bin begeistert.“
Auch die Jazzgrößen waren voll des Lobes und so angetan vom Spiel der Big Band, dass sie spontan anboten, für Workshops mit den Schülern zur Verfügung zu stehen.

Sonderkonzert am 04. November 2016

Am 4. November folgte ein weiteres, hochkarätig besetztes Sonderkonzert. Die Begeisterung des ersten Konzertes war bei den Big Band Mitgliedern noch deutlich spürbar und die Vorfreude auf und die Erwartungshaltung an das 2. Konzert waren entsprechend groß. Hier  zeigte sich schon, dass etwas in Bewegung geraten ist, sich etwas Sinnvolles und Schönes ereignet. Und wie erwartet und erhofft erwies sich auch der zweite Konzertabend als ein einziges großes und bereicherndes Geschenk.
Adi Becker eröffnete das Konzert mit seinem Funk Supporters Club, fünf Profimusikern, die sich der souligen Jazzmusik verschrieben haben: messerscharfe Rhythmen und lässige Grooves,  eigene Kompositionen und alte Hits im neuen Gewand. Die Spielfreude der großartigen Musiker sprang  sofort über und Adi Becker wusste mit phantastischen Soli das Publikum zu begeistern.

(Foto: Privat)

Adi Becker hat seine musikalischen Wurzeln in der Big Band des Megina-Gymnasiums und hat von dort aus seinen Weg gemacht: Nach seinem Studium der Jazzposaune an der Musikhochschule Köln ist er seit 1998 Posaunist bei der Big Band der Bundeswehr und arbeitet darüber hinaus als Solist, Studiomusiker, Arrangeur und Bandleader / Dirigent.
Stefan Grober, ehemaliger Pianist der Big Band, begeisterte mit der 2004 in Andernach gegründeten Swing House Jazzband und präsentierte zusammen mit Gerhard Müller (Klarinette und Saxophon), Peter Seibeld (Kontrabass) und Volker Sohny (Schlagzeug) Musik der 20er und 30er Jahre auf höchstem Niveau. Die Band erinnerte besonders an die großen Klarinettisten und Saxophonisten des Jazz und spielte Stücke aus dem Repertoire von Benny Goodman, Johnny Hodges, Stan Getz bis Paul Desmond.

(Foto: Privat)

Die Entspanntheit der Musiker, ihr aufeinander eingespielt sein und ihr blindes Verständnis sorgten für einen wahren Hörgenuss. Stefan Grober überzeugte nicht nur durch seine großartigen, phantasiereichen Klaviersoli, sondern wusste auch als Moderator mit einem wundervoll hintergründigen Humor zu begeistern.

(Foto: Privat)

Katharina Wolf, ehemalige Bassistin der Big Band, sorgte für einen phantastischen Auftritt mit ihrer Kölner Pop Fusion Gruppe Pulsar Tales, die es sich zum Ziel gesetzt hat, handgemachte Musik im Stile vergangener Tage mit den interessantesten und schönsten Musikrichtungen des 21. Jahrhunderts zu verschmelzen. Die Musik erzählt Geschichten zwischen Pop und Jazz, verfeinert durch spacige Effekte und atmosphärische Elektro-Sounds. Die Band trat im Frühjahr 2015 in mehreren Kölner Live Clubs auf, es folgten einige Festivalauftritte, darunter auf dem FARBTON Festival Köln im April, Jazz Against The Machine in Köln im Juli, dem Internationalen Jazz Festival Viersen im September (Gewinner der Jazz Band Challenge), „Nur Live“ Festival der Spoho Köln im Oktober und dem Kulturschock Festival in Koblenz im Dezember. In kompletter Eigenregie nahm die Band Ende 2015 ihre erste EP „One Blurred Disclosure“ auf, die am 8. März 2016 veröffentlicht wurde und drehte ihr erstes Musikvideo zum Song „All Truths Are Not To Be Told“. Ein bisheriger Höhepunkt ist der Fernsehauftritt bei der WDR Jazzline mit Ausschnitten des Internationalen Jazz Festival Viersen. Am Konzertabend präsentierte sich eine hochprofessionelle Band mit hervorragenden Musikern, die eine erstaunliche Virtuosität und Kreativität demonstrierten und immer wieder eine grandios aufspielende Katharina Wolf in den musikalischen Fokus der Aufmerksamkeit rückten.
Zum Abschluss des Abends gab es großartig gespielte Soul- und Bluesmusik von der inzwischen in der gesamten Region zu Recht bekannten Band „The Moonshiners“. Alle Musiker (Sänger und Gitarrist Gregor Prinz, Leadgitarrist Niklas Hürter, der Schlagzeuger Leonard Konzer, Bassist Magnus Thull, Saxophonist Julius Schumacher, Posaunist Lars Schuster und die Trompeter Martin Schmitz und Louis Steffens und Keyboarder Philipp Bell)  sind ehemalige oder jetzige Big Band Mitglieder und haben sich 2013 als „Band in the Big Band“ gegründet.

(Foto: Privat)

 Was kann es Schöneres geben, als dass Schüler sich auch in ihrer Freizeit treffen und auch nach ihrer Schulzeit weiterhin gemeinsam musizieren. Dass ihr Weg aber in kürzester Zeit eine so rasante und großartige Entwicklung beschreibt, und sie ihrem von Anfang an gefassten Vorhaben, hochwertige Musik auf hohem Niveau zu spielen, so toll entsprechen, freut niemanden mehr als ihren früheren Big Band Leiter.
Bezeichnend an diesem Abend waren die Aussagen der ehemaligen Big Band Mitglieder auf die Fragen von ‚RZ‘-Reporterin Katrin Weber. Alle beschrieben unabhängig voneinander die positive Auswirkung der Big Band auf ihr Leben und waren unisono davon überzeugt, dass ihr Leben ohne Big Band vermutlich ganz anders verlaufen wäre. Sie bedankten sich bei Toni Becker und Gerd Schlaf für Förderung, Unterstützung und beständigen Zuspruch.

Lernen durch ein Netzwerk individueller Förderung, Gründung einer Jazzakademie

Wie bereits erwähnt, lassen die Musikinteressen und Hörgewohnheiten der jüngeren Generation das Aufrechterhalten einer Tradition des Big Bandspiels alles andere als selbstverständlich erscheinen.

(Foto: Privat)

Dennis Mackrel, der frühere Leiter der Count Basie Big Band, zeigte sich in einem Workshop 2014 mit der MGM Big Band ganz begeistert von den Leistungen der jazzenden Schülerinnen und Schülern des Megina-Gymnasiums („I´m still trying to find the words to describe just how amazing your students sounded!“) und wies darauf hin, dass Big Bandspiel auf diesem Niveau die liebevolle Pflege einer Tradition voraussetze. Er brachte seine Bewunderung zum Ausdruck, dass das Aufrechterhalten dieser trotz der inzwischen gänzlich anderen Musikinteressen und Hör-gewohnheiten der jüngeren Generation offensichtlich gelinge.
Damit das auch in Zukunft so bleibt, wird es ab dem 1. Januar 2017 in Zusammenarbeit mit der Musikschule ‚Spiel mit‘ und dem Musikhaus Müller die Gründung einer Jazzakademie geben, in der Schülerinnen und Schüler von anerkannten Jazzgrößen Instrumentalunterricht am Megina-Gymnasium erhalten und kompetent auf das Spielen in einer Big Band vorbereitet werden. Zudem wird die Möglichkeit geschaffen, das jeweilige Wunschinstrument zunächst einmal ausleihen zu können.

WARUM ABER IST DAS ERLERNEN EINES INSTRUMENTES UND DAS SPIELEN IN EINEM ENSEMBLE SO WICHTIG?

Es ist meines Erachtens deshalb so wichtig, weil es letztendlich um eine ganzheitliche, kreative, intuitive und emotionale Förderung von Schülern geht. Das wird zwar in politischen Sonntagsreden immer wieder gefordert und für wichtig befunden, spielt aber in der Alltagswirklichkeit einer Schule oftmals noch eine sehr untergeordnete Rolle. Aktives Musizieren bedingt und bewirkt grundsätzlich einen ganzheitlichen Prozess. Musik spricht – nicht immer im gleichen Maße aber dennoch immer – das Denken, das Fühlen und den Körper an.
Ein Instrument zu erlernen bedeutet, einem Kind die Möglichkeit zu eröffnen, sich auf eine ganzheitliche, weit über die Sprache hinausgehende Art und Weise ausdrücken zu können.

MUSIZIEREN FÜHRT ABER AUCH ZU VIELEN POSITIVEN ZUSATZEFFEKTEN:

Musizieren als ganzheitliche Tätigkeit zeigt immer wieder aufs Neue auf, dass Lernen ohne Interesse, ohne emotionales «Dabeisein» nicht geht. Was ich nicht lernen will, werde ich leider auch niemals lernen.

Musizieren entwickelt ein positives und gesundes Körperbewusstsein. Aktives Musizieren verlangt nach einer Aufführungsmöglichkeit. Somit ist grundsätzlich das Ziel des Tuns immer im Focus.

Das Spiel in einem Ensemble bietet viele mögliche Lernerfahrungen. Ziele können nur gemeinschaftlich erreicht werden. Es ergeben sich wichtige Gruppenprozesse, das eigene Verhalten wird grundsätzlich von einer Gruppe wahrgenommen und reflektiert. Man muss einen Platz in einer Gruppe finden, sich integrieren und integriert werden.

Musizieren bedingt und fördert das, was heute oftmals vermisst wird: Konzentrationsfähigkeit, Fokussierung, Präsens.

Musizieren ist nicht demokratisch und bedarf einer Einordnung.

Musizieren bedarf einer Atmosphäre der Ruhe.

Musizieren fördert nachweislich die Gehirnaktivität; dies kann sich auch positiv auf andere Schulfächer auswirken.

Musizieren macht nicht zuletzt Freude. Wenn man in die begeisterten Gesichter von Kindern und Jugendlichen nach einer gelungenen Aufführung sieht, drückt sich hier eine große Freude über die eigene Leistungsfähigkeit aus. Die positive Rückmeldung auf eine gemeinschaftlich erbrachte Leistung, dieses Gruppenerlebnis verankert sich tief als positive Ressource in einem Kind.

WARUM BEDARF ES HIERZU ABER DER GRÜNDUNG EINER JAZZAKADEMIE?

Die Jazzakademie macht es sich zur Aufgabe, die üblichen Hindernisse auf dem Weg zu einem qualifizierten Instrumentalunterricht aus dem Weg zu räumen.
Als da sind:

die Suche nach einem qualifizierten Lehrer.

die zusätzliche Fahrerei, die Eltern doch sehr beanspruchen kann und viel Zeit kostet.

die Schwierigkeit günstig ein Instrument zu erwerben, das aber dennoch den Ansprüchen des Instrumentallehrers gerecht wird. Zudem wird hier auch der Fall aufgefangen, wenn ein Kind nach kurzer Zeit kein Interesse mehr daran hat, ein Instrument zu erlernen.
Ein zusätzliches zentrales Anliegen der Jazzakademie ist es, im Gegensatz zu einem oftmals isolierten Einzelunterricht die Vorbereitung des Kindes auf das Ensemblespiel zu leisten. Der Unterricht soll gezielt darauf vorbereiten und die Schüler dabei begleiten und unterstützen. Am 26. Oktober 2016 hat in der Schule für die Eltern der Klassen 5 bis 7 ein Informationsabend stattgefunden, bei dem das Konzept der „Jazzakademie“ vorgestellt wurde. Ich freue mich sehr darüber, dass dieser Ansatz offenbar einen Nerv bei den Eltern getroffen hat und auf große und positive Resonanz gestoßen ist.

Lernen durch außerschulische Impulse; Ausblick auf weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Im zweiten Schulhalbjahr wird die MGM Big Band am 10. März 2017 um 19:00 Uhr ein großes Jubiläumskonzert in der Eingangshalle des Megina-Gymnasiums geben. Hier wird sich die Jubiläums Big Band präsentieren.

(Foto: Privat)

Wie bereits bei der Berichterstattung über das Konzert vom 16. September beschrieben, zeigt sich ein enormer positiver Einfluss auf die Motivation von Schülern, wenn Impulse von außen in die Schule hineingetragen werden bzw. dann, wenn Schule sich nach außen öffnet. Erwartet man Gäste, zeigt man seine beste Seite. Diesen Gedanken habe ich in das Förderkonzept aufgenommen und werde ihn weiter verfolgen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, auch zum Jubiläumskonzert hochkarätige Gäste einzuladen. Meiner Einladung gefolgt ist Gaby Goldberg, langjährige Sängerin von Paul Kuhn, ehemalige Schülerin des Megina-Gymnasiums, die auch zusammen mit der Big Band auftreten wird. Dabei werden ihr von Paul Kuhn geschenkte und ihr zugedachte Arrangements zur Aufführung kommen.
Da in Zukunft Impulse von außen eine noch größere Rolle in der Big Band Arbeit spielen werden, endet das Jubiläumsjahr mit einer Aufführung von Händels Messias in einer Jazz Gospel Version der renommierten Arrangeure Bob Christiansen und Gary Anderson.
Das Projekt „Too Hot to Handel“ entstand vor zehn Jahren aus einer Initiative der Dirigentin Marin Alsop (Leiterin des Baltimore Symphony Orchesters), die Händels Messias ins 20. Jahrhundert transportieren wollte. In Amerika ist diese Version von Händels „Messias“ inzwischen ein beliebtes „educational project“ und wird am 19. und 20. Mai 2017 in der ‚Laacher See Halle‘ von jetzigen und ehemaligen Mitgliedern der Big Band und dem Vokalensemble „Musica Nova“, einem Ensemble mit vielen ehemaligen Schülern des Megina-Gymnasiums, präsentiert werden. Karten für die noch ausstehenden Veranstaltungen im Jubiläumsjahr können ab 1. Dezember bei der Firma Schwindenhammer erworben werden.

Fazit

Leonard Bernstein hat einmal gesagt: „Nur aus Enthusiasmus kann Neugierde entstehen, und nur wer neugierig ist, kann lernen.“ Seit über 40 Jahren spielen Schülerinnen und Schüler nunmehr in der MGM Big Band; nur die wenigsten sind Berufsmusiker geworden, aber alle haben die Wahrheit von Bernsteins Aussage über ihre Liebe zur Musik erfahren. Sie haben gelernt, dass Entwicklung und nachhaltig Positives nur aus Begeisterung, leidenschaftlichem, sich in den Dienst nehmen lassendem Engagement, Durchhaltevermögen, Offenheit und der Bereitschaft, sich selbst und anderen zuzuhören, entstehen kann. Somit stellt das Musizieren in der Big Band seit jeher einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeits- und Herzensbildung dar. In den 40 Jahren ihres Bestehens war die Big Band für Schülerinnen und Schüler immer ein Ort, wo ihr Herz wohnen konnte, ein Ort, wo sie sich zusammen mit Gleichgesinnten, ganz im Sinne des Jazz, auf eine sehr persönliche und phantasievolle Art musikalisch einbringen und ausdrücken und auf eine wundervolle Weise miteinander kommunizieren konnten. Da Musik auf Mitteilung, somit auf Öffentlichkeit hin angelegt ist, führt das Ensemblespiel zwangs-läufig dazu, zusammen das Bestmögliche erreichen und präsentieren zu wollen. Dies stellt einen großen Ansporn dar, die eigenen, oftmals viel zu eng gesteckten Grenzen stetig zu erweitern. Wenn dies gelingt und man erreicht etwas, was man nicht für möglich gehalten hat, zeugen strahlende Augen von einer Erfahrung, die nachhaltig prägen wird. Als Leiter der MGM Big Band empfinde ich die Momente der Freude über die eigene Leistungsfähigkeit, die Momente, in denen sich einem jungen Menschen neue Horizonte eröffnen und erschließen, als ein großes Geschenk. Sie berühren mich, und ich bin sehr dankbar dafür.

(Foto: Privat)

Ich wünsche der MGM Big Band, dass sie auch in Zukunft ein Ort ist, wo Schülerinnen und Schüler wachsen können und sie erfahren, dass ‚im Sinne Albert Einsteins‘ Logik einen zwar von A nach B bringt, Phantasie aber überallhin.

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